Der Marienaltar

… auf die Stelle des legendenhaften Hostienfundes wies zunächst ein Steinaltar. Das Marienretabel wurde später aufgesetzt.

Die Grundform fertigte Riemenschneider in der Form einer spätgotischen Monstranz. Der Schrein wurde aus Föhrenholz gearbeitet, die Figuren aus weicherem Lindenholz. Faszinierend ist der Reichtum an Details.

In der Mitte und für den ganzen Altar prägend ist die zum Himmel auffahrende Maria zu sehen. Begleitet wird sie von den zwölf Aposteln.

Im Gesprenge darüber ist die Krönung Mariens dargestellt. Hoch oben dann der auferstandene Christus als Schmerzensmann.

Die Seitenflügel zeigen Szenen aus dem Leben Mariens: Links unten die Ankündigung der Schwangerschaft, darüber die Begegnung mit Elisabeth. Rechts oben Jesu Geburt und darunter die Darbringung Jesu im Tempel.

In den Nischen der Predella links die Anbetung der drei Weisen, rechts der kindliche Jesus, der im Tempel lehrt. Zu seinen Füßen hat sich Tilman Riemenschneider selbst gesetzt, eine Figur in mittelalterlicher Kleidung. Möglicherweise diente die mittlere Nische als Sakramentsfach, vielleicht verstärkt sie auch den Eindruck einer Grabhöhle, aus der Maria auffährt.

Mit diesem Altar verbunden ist das sogenannte „Creglinger Lichtwunder“: Der Marienaltar wurde so aufgestellt, dass zu Mariä Himmelfahrt am 15. August das Licht der Abendsonne die zum Himmel auffahrende Maria hell erleuchtet.

Ein Erlebnis, das die Seele des Betrachters tief berührt.

 

Riemenschneider und der Marienaltar

Tilman Riemenschneider (1460-1531)

… war ein begnadeter Künstler. Unter seinen Händen wurden starre Holzklötze zu „bewegten“ und bewegenden Figuren. Der Creglinger Marienaltar gilt als sein Hauptwerk.

Riemenschneider, geboren in Heiligenstadt, in Erfurt zum Steinbildhauer ausgebildet, kam als 18jähriger Geselle nach Würzburg.

1483 wurde er als Malknecht in die St. Lukas-Gilde in Würzburg aufgenommen. Zwei Jahre später heiratete er seine erste Frau Anna Schmidt und wurde zum Meister ernannt.

Durch die Heirat kam er zu seiner eigenen Werkstatt.

1521 wurde Riemenschneider zum Bürgermeister von Würzburg ernannt.

Im Bauernkrieg hielt er zu den Bauern. Nach dem Sieg der Truppen des Schwäbischen Bundes wurde er 1525 des Amtes enthoben und fiel in Ungnade.

Vermutlich wurden ihm als Strafe die Hände gebrochen. Zumindest ist nach 1525 kein Werk von ihm bekannt.

Nach seinem Tod geriet Riemenschneider bald in Vergessenheit.

 

Die Zeit, in der Riemenschneider lebte:

Mit dem beginnenden 16. Jahrhundert verändert die Reformation das Geschehen der Welt. Spätere sagen: nichts ist mehr wie es war. Kirche und Welt bekommen ein anderes Gesicht und Verständnis.

Riemenschneider kennt die sozialen Missstände im Land, weiß um die vielen Armen und Ungebildeten, die keinerlei Schulbildung genießen können. Ebenso gut kennt er die Situation in der Kirche, der Geld häufig mehr bedeutet als der Gottesglaube. Angst wird erzeugt, damit sich die Menschen frei kaufen. Ablasshandel und eine ausgeprägte "Vetternwirtschaft" sind nur zwei Stichpunkte, die die damalige Kirche prägten. - "Der Taler in dem Kasten klingt, die Seele aus dem Feur springt" (Tetzel).

 

Der Lebensgang

Riemenschneider wird um 1460 in Heiligenstadt auf dem Eichsfeld in Thüringen geboren. Sein Vater war Münzmeister. In Erfurt folgte seine Ausbildung zum Steinbildhauer – wenige Jahre später sollte Martin Luther dort studieren und zum Priester ausgebildet werden.

Beide sind sich nie begegnet, obwohl sie doch in ihrer Zeit herausragende Persönlichkeiten waren.

Tilman Riemenschneider ging als Geselle auf Wanderschaft und kam mit 18 Jahren nach Würzburg.

Die folgenden Jahre nützte er, um sich in den Bildhauerwerkstätten des Umlandes weiter auszubilden. Er wollte sein Handwerk so lernen, dass er später anderen etwas davon weitergeben kann.

1483 wird er als Malknecht in die St.Lukas Gilde in Würzburg aufgenommen, damit beginnt im Grunde seine Karriere. Zwei Jahre später heiratet er seine erste Frau Anna Schmidt und wird gleichzeitig zum Meister ernannt. Er hat nun seine eigene Werkstatt, von der er immer geträumt hat.

Sein Leben verläuft allerdings nicht auf einem geraden Weg. Es gibt Rückschläge und Schwierigkeiten, die finanzielle Lage ist nicht immer rosig - und der Tod greift mehrmals erbarmungslos in sein Leben: Viermal ist Riemenschneider verheiratet, seine ersten drei Frauen sind alle gestorben.

Schaut man auf seinem Selbstbildnis im Creglinger Marienaltar in die Augen, dann scheint sich etwas von der Trauer im Herzen zu spiegeln.

Sechs Kinder gingen aus seinen Ehen hervor.

1521 wurde er Bürgermeister von Würzburg; er fiel 1525 beim Fürstbischof wegen seiner Unterstützung der Bauern im Bauernkrieg in Ungnade.

 

Die Reformation - Riemenschneiders Schicksal

Riemenschneider wurde als Handwerker und Künstler sehr geschätzt. Er wurde sogar zum Bürgermeister von Würzburg berufen.

1521 ist ein entscheidendes Jahr: Luther veröffentlicht seine entscheidenden Schriften, die deutsche Sprache verbreitet sich auch geschrieben immer mehr, neues Gedankengut dringt nach und nach auch bis zu den Bauern durch.

Der entflammende Bauernkrieg wird schließlich zum Untergang Riemenschneiders:

Als sich die Bauern vor Würzburg sammelten, wollten sie die Marienburg, die Residenz des Fürstbischofs, stürmen. Riemenschneider kannte die Not der Armen, sodass es der Stadtrat ablehnte, die Bürger gegen die Bauern antreten zu lassen. Die Stadt schlug sich auf die Seite der Bauern. Als der Aufstand der Bauern von Truppen des Schwäbischen Bundes niedergeschlagen wurde, ergab sich Würzburg bedingungslos.

Riemenschneider wurde zur Verantwortung gezogen, seines Vermögens beraubt und dem "peinlichen Verhör", also der Folter übergeben. Dabei wurden ihm vermutlich die Hände gebrochen. Jedenfalls ist von ihm kein Werk bekannt, das nach 1525 entstanden ist.

 

Der Marienaltar und die Legende

Der Altar ist vermutlich im Anschluss an den Rothenburger Heilig-Blut-Altar zwischen 1505 und 1510 entstanden.

Seinen außergewöhnlichen Platz innerhalb des Kirchenraumes erhielt der Altar aufgrund der „Legende von der heiligen Hostie“:

Demnach fand 1384 ein Bauer beim Pflügen eine Hostie. Das wurde als Hinweis auf die Heiligkeit dieses Ortes verstanden. Entsprechend wurde eine Kapelle errichtet, am Fundort ein Steinaltar aufgestellt. Dieser ist noch heute in der Mitte des Kirchenschiffs zu sehen.

Meister Tilman Riemenschneider aus Würzburg erhielt am Ende des 15. Jahrhunderts den Auftrag, diesen bereits bestehenden Steinaltar mit einem Aufsatz zu versehen.

Der Altaraufsatz selbst hat die äußere Form einer spätgotischen Monstranz. Darin spiegelt sich wohl der Bezug zur Legende.

Im Mittelschrein wird die Himmelfahrt der Maria dargestellt, Szenen aus dem Leben Mariens umrahmen diese.

Der Altar ist 9,20 m hoch und 3,68 m breit, die Tiefe beträgt 0,44 m. Der Schrein besteht aus Föhrenholz, die Skulpturen sind aus weicherem Lindenholz gearbeitet

 

 

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